Rollen und Verantwortung
Facility Management: Abfallmanagement » Konzeption » Aufbauorganisation

Rollen und Verantwortung
Ein gut durchdachtes Rollen- und Verantwortungskonzept ist die Basis für ein effizientes Abfall- und Wertstoffmanagement. Die oberste Leitung legt die Strategie fest und stellt Ressourcen bereit, während die verantwortliche Person die operativen Maßnahmen steuert und koordiniert. Weitere verantwortliche Personen und Multiplikatoren sorgen für die Umsetzung im Tagesgeschäft und tragen die Zero Waste-Vision in alle Bereiche des Unternehmens. Auf diese Weise gelingt eine erfolgreiche Verankerung der Kreislaufwirtschaft in den betrieblichen Prozessen und eine kontinuierliche Verbesserung hin zu weniger Abfall und mehr Nachhaltigkeit.
Ziel der Selbstbeurteilung im Facility Management
Ziel
Ziel ist es, klare Rollen und Verantwortlichkeiten für das Abfall- und Wertstoffmanagement zu definieren. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Beteiligten wissen, welche Aufgaben sie haben und wie sie zum Erreichen der betrieblichen Zero Waste-Vision beitragen können. Ein strukturiertes Rollenverständnis fördert zudem die Effizienz, reduziert Schnittstellenprobleme und erleichtert die kontinuierliche Verbesserung im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Referenzmodell
In vielen Unternehmen hat es sich bewährt, verschiedene Rollen mit klar umrissenen Aufgaben zu besetzen. Diese Rollen können je nach Größe und Organisationsform variieren oder in Personalunion wahrgenommen werden. Wichtig ist, dass sämtliche relevanten Kompetenzen und Verantwortlichkeiten abgedeckt sind und im Betrieb bekannt sind.
Oberste Leitung
Die oberste Leitung – oft Geschäftsführung, Vorstand oder Betriebsleitung – setzt den strategischen Rahmen für das betriebliche Abfall- und Wertstoffmanagement. Konkret bedeutet dies:
Rechenschaftspflicht
In der Praxis: Die Geschäftsführung trägt beispielsweise die Verantwortung dafür, dass alle gesetzlichen Vorschriften (Kreislaufwirtschaftsgesetz, Nachweisverordnung etc.) eingehalten werden.
Typische Maßnahme: Regelmäßige Review-Meetings, in denen die oberste Leitung gemeinsam mit der verantwortlichen Person die Einhaltung von Compliance- und Umweltzielen prüft.
Sicherstellung eines passenden Zielbilds
In der Praxis: Die Zero Waste-Vision wird in die Unternehmensstrategie integriert und in Leitlinien oder Umwelt-/Nachhaltigkeitspolicys festgeschrieben.
Typische Maßnahme: Entwicklung eines internen „Zero Waste-Leitfadens“ und Kommunikation dieser Ziele an alle Abteilungen (z. B. durch Rundschreiben, Intranet, Betriebsversammlungen).
Integration in Prozesse
In der Praxis: Die Leitung achtet darauf, dass Beschaffungs-, Produktions- und Entsorgungsprozesse auf Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft ausgerichtet sind.
Typische Maßnahme: Verankerung von Abfallvermeidungs- und Recyclinganforderungen in den Prozessbeschreibungen (z. B. in ISO 9001-/ISO 14001-Dokumentationen).
Ressourcenbereitstellung
In der Praxis: Budget für Schulungen, fachliche Weiterbildung, Anschaffung passender Infrastruktur (z. B. Sammelbehälter, digitale Erfassungssysteme) wird sichergestellt.
Typische Maßnahme: Freigabe von Investitionen in eine Sortieranlage oder in Software für Abfallmonitoring.
Wertschätzung und Kommunikation
In der Praxis: Die oberste Leitung tritt als Vorbild auf und verdeutlicht, welche Bedeutung das Abfall- und Wertstoffmanagement für das Unternehmen hat.
Typische Maßnahme: „Kick-off“-Veranstaltungen oder regelmäßige Info-Updates zu den Erfolgen (z. B. der Recyclingquote) im Intranet.
Anleitung und Unterstützung
In der Praxis: Führungskräfte werden in Workshops geschult, damit sie die Zero Waste-Vision in ihren Teams vermitteln und leben können.
Typische Maßnahme: Mentoring-Programme, in denen Abteilungsleiter eng mit der verantwortlichen Person zusammenarbeiten.
Überwachung und Verbesserung
In der Praxis: Einführung eines Ziel- und Kennzahlensystems (KPIs), anhand dessen die Leitung Abweichungen erkennt und Gegenmaßnahmen anstößt.
Typische Maßnahme: Jährliches Management-Review, in dem Kennzahlen zur Abfallentwicklung, Kosten und Recyclingquoten präsentiert werden.
Zuteilung von Rollen und Befugnissen
In der Praxis: Die oberste Leitung legt in einem Organigramm oder in einer schriftlichen Richtlinie fest, wer welche Entscheidungs- und Weisungsbefugnisse hat.
Typische Maßnahme: Veröffentlichung eines Rollen- und Verantwortlichkeitsmatrix (RACI-Matrix) im Intranet.
Verantwortliche Person für das Abfall- und Wertstoffmanagement
Oft wird eine zentrale verantwortliche Person (z. B. eine Abfallbeauftragte oder ein Umweltmanager) benannt, die als Steuerungseinheit für alle abfall- und ressourcenrelevanten Themen fungiert. Deren Hauptaufgaben sind:
Implementierung und Pflege
In der Praxis: Erstellung eines Handbuchs zum Abfall- und Wertstoffmanagement, das die Arbeitsanweisungen und Prozessbeschreibungen enthält.
Typische Maßnahme: Einführung eines digitalen Abfall- und Wertstoffinformationssystems (z. B. zur Erfassung und Auswertung von Abfallmengen pro Standort).
Maßnahmenumsetzung
In der Praxis: Organisation von Abfallvermeidungsprojekten (z. B. Umstellung auf Mehrwegverpackungen, Optimierung der Produktionsprozesse) und Koordination mit Fachabteilungen.
Typische Maßnahme: Pilotprojekte in einzelnen Produktionslinien, bei denen Wertstoffe systematisch getrennt und wiederverwendet werden.
Kontrolle der Kostenstrukturen
In der Praxis: Laufendes Monitoring von Entsorgungs- und Recyclingkosten sowie Auswertung von Kosteneinsparungen durch Abfallreduktion.
Typische Maßnahme: Regelmäßige Kosten-Nutzen-Analysen und Präsentation der Ergebnisse vor der Geschäftsführung.
Berichterstattung
In der Praxis: Quartals- oder Jahresberichte mit Kennzahlen zu Restmüllaufkommen, Recyclingquoten und erzielten Einsparungen.
Typische Maßnahme: Vorstellung der Berichte im Umweltmanagementausschuss oder in Management-Reviews.
Stärkung des Abfallbewusstseins
In der Praxis: Durchführung von Schulungen für neue Mitarbeitende, Sensibilisierungskampagnen (Plakate, interne Newsletter).
Typische Maßnahme: Organisation eines „Tag der Abfallvermeidung“ oder Wettbewerb „Unsere Abteilung spart am meisten Abfall“.
Interne und externe Kommunikation
In der Praxis: Enge Abstimmung mit Einkauf, Produktion, Marketing oder Logistik, um reibungslose Abläufe zu gewährleisten. Auf externer Ebene Informationsaustausch mit Entsorgungsfirmen oder Behörden.
Typische Maßnahme: Regelmäßige Meetings mit Lieferanten, um Verpackungsmaterial zu reduzieren oder Alternativen zu entwickeln.
Weitere verantwortliche Personen
Gerade in großen und dezentralen Organisationen empfiehlt es sich, an einzelnen Standorten oder in bestimmten Abteilungen weitere beauftragte Personen einzusetzen. Diese Personen:
Umsetzung und Koordination vor Ort
In der Praxis: Überprüfen z. B. wöchentlich die Füllstände von Wertstoffcontainern und geben Rückmeldung an die zentrale Stelle.
Typische Maßnahme: Planen Entleerungsintervalle mit dem Entsorger, damit es nicht zu Überfüllungen kommt.
Anleitung von Mitarbeitenden und Führungskräften
In der Praxis: Führen Abteilungsbesprechungen durch, bei denen sie die wichtigsten Regeln zur Abfalltrennung erläutern und Fragen beantworten.
Typische Maßnahme: Erstellen leicht verständlicher Merkkarten (z. B. „Was gehört in den Papiercontainer?“).
In vielen Betrieben helfen „Multiplikatoren“ dabei, Themen wie Abfall- und Wertstoffmanagement in den einzelnen Teams fest zu verankern:
Unterstützende Rolle: Die Multiplikatoren stehen in engem Austausch mit der verantwortlichen Person und sind die ersten Ansprechpartner für die Mitarbeitenden vor Ort.
Ideengeber und Mittler: Sie erkennen im praktischen Arbeitsalltag schnell Verbesserungspotenziale (z. B. Einsparung von Verpackungen, Wiederverwendung von Paletten) und tragen diese weiter.
Motivation und Botschafter: Da sie die Strukturen in ihrer Abteilung kennen, können sie Kolleginnen und Kollegen besser mitnehmen und für die Zero Waste-Vision begeistern.